Staatsmedaille für Günter Krauß

Claudia Schuller

Günter Krauß aus Velden, Mitgründer der Veldener Bürgerzeitung, erhält die Bayerische Staatsmedaille für soziale Verdienste.

Jedes Jahr verleiht das Bayerische Sozialministerium Staatsmedaillen an Menschen, die sich um den sozialen Bereich besonders verdient gemacht haben. Dieses Jahr ging eine solche Auszeichnung an Günter Krauß aus Velden. Im Rahmen einer feierlichen Zeremonie in der Hofkirche der Residenz in München verlieh Bayerns Sozialministerin Ulrike Scharf Urkunde und Medaille.

Sozialministerin Ulrike Scharf übergibt die Urkunde (Foto: StMAS/Nötel)

Bildung, Erziehung und Betreuung von Kindern

Der gelernte Psychologe blickt auf die Durchführung und Initiierung einer ganzen Reihe von Projekten zur Bildung, Erziehung und Betreuung von Kindern zurück. Zunächst entwickelte er innovative Vermittlungsstrukturen zur Kindertagespflege für diverse Großstädte, unter anderem Hamburg, Hannover, Berlin, Düsseldorf und Nürnberg. In der Hansestadt befasste er sich darüber hinaus mit Modellrechnungen und Bedarfserhebungen zur Neuorganisation der Kindertageseinrichtungen.

Später arbeitete er im Auftrag des Bayerischen Sozialministeriums 1999 bis 2005 an der umfangreichen und aufwändigen Kita-Reform in Bayern. Seine Vorschläge wurden 2005 im Rahmen des Bayerischen Kinderbildungs- und Betreuungsgesetzes (BayKiBiG) weitgehend umgesetzt. Zudem wirkte er an der Erstellung des Bayerischen Bildungs- und Erziehungsplans mit. Eine seiner Ideen: Kitas mit Pauschalen pro Kind zu fördern, je nachdem, wie lange es in der Betreuung bleibt. So gelang es, bessere Öffnungszeiten anzuregen, den Familien Flexibilität zu ermöglichen. Ein entscheidender Faktor gerade für berufstätige Mütter.

Bildungsgerechtigkeit für alle

Eines lag Krauß stets am Herzen und leitet seine Arbeit: der Wunsch, Bildungsgerechtigkeit für alle herzustellen. So verwirklichte er viele weitere wissenschaftliche Projekte zum Thema, vom Konzept bis zur Durchführung. Weil die Basis für Erfolg in Schule und Ausbildung schon früh gelegt werden muss, kümmerte er sich speziell um die strukturellen und pädagogischen Voraussetzungen in Kindertageseinrichtungen. Nur wenn Kinder aus weniger privilegierten Familien schon im Kindergarten besonders unterstützt werden, zum Beispiel wenn Deutsch nicht die Muttersprache ist oder die Eltern wenig Geld haben, erhalten sie eine faire Chance. 

Krauß setzte sich konkret dafür ein, dass Kitas in sozialen Brennpunkten mehr gefördert werden, damit Kinder aus ökonomisch schwächeren Elternhäusern extra Hilfe erhalten. Das ist nicht selbstverständlich in der Pädagogik. "Viele meinen, Kinder sollten alle gleich behandelt werden und kämen als unbeschriebenes Blatt, aber das stimmt nicht. Alle haben einen sozialen Hintergrund, den man beachten muss," erklärt Krauß. "Das beginnt schon damit, ob Bücher in einem Haushalt vorhanden sind, ob Kindern vorgelesen wird oder nicht. Wenn es das nicht gibt, muss die Kita ran und das ausgleichen," formuliert er.

Aktiv am ISKA und bei der Veldener Bürgerzeitung

Günter Krauß war über 30 Jahre lang nicht nur wissenschaftlicher Mitarbeiter, sondern auch Geschäftsführer des Instituts für Soziale und Kulturelle Arbeit (ISKA) in Nürnberg, die erste lange Zeit ehrenamtlich. 1990 ging es los, unter seiner Leitung entstanden zahlreiche Einrichtungen in Nürnberg-Gostenhof und in Fürth. Inzwischen hat das ISKA über 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in zahlreichen sozialen Projekten, von der Kita bis zur Vermittlung von Ehrenamtlichen. Im Januar 2024 verabschiedete sich Günter Krauß in den Ruhestand. Nach wie vor engagiert er sich in der Redaktion der Veldener Bürgerzeitung, die er 2006 mitgegründet hat.