Kommen die Backtage wieder?

Sonja Weber

Gemeindebackhäuser waren viele Jahrzehnte lang auch ein Treffpunkt. Von den zwei Backhäusern in Velden existiert noch das hinter dem Mühltor aus dem Jahr 1855. Nach einer Wiederbelebung von 1984 bis 2014 fanden 2023 und nun wieder am 6. April 2024 Backtage statt. Vielleicht gelingt es, die Tradition zu erhalten.

Viele Jahrzehnte waren die Gemeindebackhäuser ein Treffpunkt für die dörfliche Gemeinschaft, nicht nur um zu backen, braten und zu rösten, sondern auch die neuesten Nachrichten auszutauschen. 

In Velden gab es zwei Gemeindebackhäuser. Eines davon stand am Anfang der Rosenau in der Nähe der alten Wasserbrücke und das zweite hinter dem Mühltor. Dieses existiert auch heute noch.

Der 1855 erbaute Backofen hinter dem Mühltor (Fotos: Sonja Weber)

An dem Platz, wo sich heute der 1855 erbaute Backofen befindet, stand zuvor das kleine Wächterhäuslein vom Mühltor. Früher gab es regelmäßig Backtage bei den sich meist mehrere Gemeindemitglieder zusammengeschlossen haben um zu backen.

Für das Anheizen des Ofens benötigt man sehr viel Brennholz. Daher richtete sich die Reihenfolge, wer die „erste Hitz“ bekommt nach der Größe des Waldbesitzes. Die „zweite“ und „dritte Hitz“ wurde dann ausgewürfelt, da man zum Nachschüren des Ofens nur 3-4 Reisigbündel benötige.

Nachdem der Ofen aufgeheizt war, wurde die Glut mit einer „Ufer Grugen“ (Glutkratzer) entfernt. Danach wurde mit einem nassen Jutesack der Ofenboden ausgewischt.

Zur Kontrolle der Temperatur gab es noch keine Infrarotthermometer oder andere technische Gerätschaften. Stattdessen wurde auf eine Backschüssel eine Getreideähre gesteckt, damit dreimal im Kreis durch den Backraum gefahren. Verbrannten die Grannen, so war der Ofen zu heiß. Wenn die Ähren jedoch schön braun wurden, war die Temperatur genau richtig und der Brotteig oder Zwiebelkuchen konnte eingeschossen werden.

Mit den Jahren wurden solche Backtage immer weniger und der Backofen nur noch selten benutzt. Im Jahre 1984 lebte der Verkehrsverein Velden diese Tradition des Backofenbackens wieder auf, in dem jedes Jahr im August ein Backofenfest veranstaltet wurde. Es wurde selbstgebackenes Brot und Zwiebelkuchen verkauft. Das Fest war allseits sehr beliebt und feierte 2014 noch sein 30-jähriges Jubiläum. Kurz darauf ging es in den Ruhestand und fand nicht mehr statt.

So stand der alte Backofen die letzten Jahre fast ungenutzt da. 2023 wurde schließlich beschlossen eine Backofenaktion zu machen um altes Wissen an die nächste Generation weiter zu geben.

Und so fand am 6. April 2024 bereits wieder die zweite Backofenaktion statt. Teilgenommen haben einige Personen aus der Bevölkerung sowie eine kleine Gruppe von Kirwamadlern und Kirwaboum.

An diesen Tag wurde z.B. der gesamte Ablauf vom Heizen bis Säubern des Backofens gezeigt oder wie man aus seinem eigenen mitgebrachten Teig einen Zwiebelkuchen oder ein Brot backt.

„Ausdrehen“ des Zwiebelkuchens

 

„Einschießen“ mit der Backschüssel

 

Fleißig bei der Arbeit

An diesen sonnigen Tag wurden 27 Laib Brot und etliche Zwiebelkuchen gebacken.

Rundum war es ein schöner, gelungener und lehrreicher Tag und man kann nur hoffen, dass noch mehr Backofenaktionen folgen.

Ein herzlicher Dank geht an die erfahrenen Profis Hermine Regelein, Heinz Regelein, Fritz Weber, Helmut Schlenk und Fritz Eichler für ihre Zeit und ihr Engagement. Sie geben ihr Wissen und ihre Erfahrungen an die nächste Generation weiter.